Bei meinen letzten Gedankenaustausch zum Thema digitale Überwachung war es wieder an der Zeit meine eigenen konkreten Gedanken zu dieser Thematik zu sammeln. Einiges davon ist mir bis heute (etwa 1 Woche später) hängen geblieben, daher gibt es heute einen Auszug aus dieser kritischen Auseinandersetzung.

Wenn ich zum Thema digitale Überwachung zurückblicke, so muss ich zugeben, eigentlich nur eine diffuse Wahrnehmung darüber zu besitzen, wann ich mir das erste Mal wirklich konkret Gedanken darüber machte. Ich glaube, es muss die Zeit gewesen sein, als man damals in Österreich beschloss, die Vorratsdatenspeicherung einzuführen, die ja inzwischen wieder gekippt wurde. Damals dachte ich mir, wenn eine Institution meine Verbindungsdaten aufzeichnen und für einen gewissen Zeitraum speichern möchte, dann muss man unterscheiden von wem diesen Begehren ausgeht. Aus meiner Berufserfahrung mit Telekomunternehmen war mir die technische Notwendigkeit der Speicherung bewusst, jedoch wenn abseits vom Technischen eine Regierung, eine Behörde oder sonstwer eine solche Zwischenlagerung von Massendaten erzwingt, muss der Grund dafür schon sehr tiefgreifend gehen. Gerade eben diese Tiefgründigkeit als Eingriff in die Grundrechte brachte die VDS zum Fall. Die Notwendigkeit zur Terrorbekämpfung und Vorbeugung schwerer Straftaten, nun ja, als ob bereits Computersysteme die zukünftigen Massenmörder anhand von Profiles vorberechnen könnten? So wirklich kam ich zwar Gott sei Dank nie mit der VDS in Österreich in Berührung, ich muss aber  zugeben, dass sich mein gelassener Zustand mit der Veröffentlichung des Buches zu Edward Snowden schlagartig änderte. Plötzlich war der Tenor der Gesellschaft; “das war eh immer bekannt, ich habe ich nichts zu verbergen, die NSA hat wenigstens ein Backup meiner Daten (als Scherz gedacht).” War es denn wirklich alles die Jahre zuvor bekannt, oder galt man als Spinner, der gerne auf Verschwörungstheorie-Webseiten sich hunderte Artikel reinzog? Hat man wirklich nichts zu verbergen? Und was bitte schön, sollte die NSA mit Exabytes an Daten denn wirklich anfangen?

Anonymous Mind

Anonymous Mind

Das Buch von Glenn Green Greenwald über die Geschichte Edward Snowdens wird mit Sicherheit bald in unseren Kinos laufen, zu brisant ist die Geschichte finde ich. Steckt jedoch im Buch ein Körnchen Wahrheit, die man als Otto-Normalverbraucher schwer prüfen kann (fragt mal nach beim Bundesministerium für Inneres), dann sollte man doch als mittel/westeuropäische Gesellschaft doch mehr als besorgt sein und mit grosser Vorsicht digitale footsteps am Datenhighway hinterlassen und sein Passwörter/Verschlüsselungsverhalten von Grund auf neu überdenken. Aber nix da, “ist ja nichts passiert“, “man kann es eh nichts ändern” und Aussagen sondergleichen habe ich vernommen und höre sie bis heute. Ganz auf Handy und Internet verzichten, ist auch heutzutage aber auch wieder schwierig,  Ich stelle aber bewusst nun die Gegenfrage in den Raum, was muss denn passieren, damit wir als Gesellschaft aus dem Traum der Glückseligkeit aufwacht? Wieviel Datenklau, Profiling oder Überwachung wäre denn Ihnen gerade recht? Ich glaube kaum, dass da jmd sofort eine passende Antwort parat hat. Aus dem einfachen Grund, darüber haben viele Menschen niemals genauer nachgedacht, was man den antworten würde. Ich selbst träume aber ebenso mit der Rest der Masse, bin aber vielleicht in der einen oder anderen Situation etwas nachdenklicher, zögerlicher und versuche mir ein umfassenderes Bild zu machen.  Ich selbst werde aus diesem Traum aber spätestens dann aufwachen, wenn mich meine Kinder in 20 Jahren fragen werden: “Warum habt ihr damals nichts unternommen als vieles publik wurde, unser Internet ist heute weder frei noch neutral, der Datenhandel und die Überwachung ist bereits mehr als unerträglich?” Mir ist schon bewusst, dass diese überspitzt formulierte Zukunftsperspektive eine von vielen anderen möglichen sein kann und bewusst ein negatives Bild zeichnet. Auszuschliessen ist sie aber keineswegs, wenn man bedenkt wie “Wurscht” vielen ein bewusster Umgang mit den heutigen digitalen Medien ist.

Ich gehe nicht davon aus, dass es jemals einen Big-Bang geben wird, sprich Internet-down, alles-down oder das die Überwachung von heute auf morgen endet. Lediglich das Mass der Überwachung wird sich verändern, es ist für mich vergleichbar wie das Gift bei dem die richtige Dosis entscheidet.

Wenn man davon ausgeht und Edward Snowden viele seine Enthüllungen abkauft, so ist in Österreich eine 24*7*365,25 Überwachung aller digitalen Medien (Telefon, SMS, Facebook, E-Mail, FaceTime, WhatsApp, bis hin zur Hausbelauschung, Videoüberwachung und Einschleuen von Malware als Keylogger für die Offliner) Realität. Macht man nun den Umkehrschluss wird man herausfinden, dass eigentlich nur mehr sehr wenig analoge Kommunikation (Face-2-Face) oder die eigenen Gedanken im Kopf schwer zu überwachen sind. Ich spinne den Gedanken weiter und behaupte, dass selbst die Gedanken nicht unerreichbar sind. Gerade im Jahr 2015 sind wearables und Körpermessgeräte (Fit-Bänder und jegliches Körperzeugs) en vouge. Wenn Smartphones nicht mehr in sind, weil jeder schon zwei hat, sehr viele eine Smartwatch besitzen und optimal körperlich von Bändchen/Google-Glasses/Wearables usw. überwacht sind, warum dann nicht gleich in den Körper ein “Brain-2-Internet Interfaceeinbauen? Klingt wie Sciencefiction, korrekt! Aber – das waren Glasfaserkabel, Smartphone, 3D Fernseher und selbstfahrende Autos auch mal vor einiger Zeit in Hollywood. Ich beende nun aber diesen Gedankengang – mir stellt es bereits die Haare auf, wann Gedankenmuster vorberechnet werden und unsere Realität nicht mehr den Mensch als Schöpfer besässe.

Derzeit bin ich aber mehr als froh, dass meine tiefsten und menschlichsten Gedanken nicht so einfach anzapfbar sind (mir wäre jedenfalls kein technisches Verfahren bekannt). Jene Gedanken, die für public zugreifbar sein sollten, könnt ihr hier eh bereits lesen 🙂