Nachdem den ersten Bericht doch einige Leute gelesen bzw. geliked haben, folgt mit etwas Verspätung ein zweiter Beitrag zum Thema Schweiz. In diesem Bericht geht es um weitere Eindrücke, die ich im Zuge meines Abenteuers in der Schweiz/Zürich sammeln durfte. Wahrscheinlich für einen Schweizer nichts Besonderes, aber ich schreibe ja aus der Perspektive des österreichischen Neuankömmlings.

Zürich_Limmat_Herbst

Zürich_Limmat_Herbst

Ausflüge rund um Zürich

Am ersten Wochenende in Zürich unternahm ich einen Ausflug zur Höll Grotten nach Baar. Den Tipp habe ich der Zurich.com Webseite entnommen und das Wetter lud eher zur Unterwelt ein. Die Tropfsteinhöhle war wirklich cool und die eine Stunde Wanderung durch die engen Gänge waren es auf jeden Fall wert.

Höll_Grotte_Baar_Eingang

Höll_Grotte_Baar_Eingang

Leider sind die iPhone Bilder nicht allzu gut geworden, dennoch kann man sich grob darunter etwas vorstellen, wie z.B. das Krokodil, welches im Wasser bildetet und nun für den Grotten-Besuch freigelegt wurde.

Höll_Grotte_Baar_Krokodil

Höll_Grotte_Baar_Krokodil

Mit dem Ausflug nach Baar machte ich zugleich auch meinen ersten bewussten Kantonsübertritt. Naja in Österreich ist man zumeist (ausser Burgenland, Salzburg, Wien und Vorarlberg) eine Zeit lang auf der Autobahn unterwegs bis man das Bundesland wechselt. In der Schweiz klappt das recht rasch, kurze Fahrt auf der Autobahn und schon ist man in einem anderen Kanton.

Nachdem ich die Grottenbesichtigung dann doch recht rasch erledigte, machte ich noch einen Abstecher zum Zuger See inkl. Fahrt auf den Zugerberg. Wirklich ein toller Ausflugsort, der auch gut besucht war.

Zuger_See_Aussicht

Zuger_See_Aussicht

Im Ort Zug, der direkt am Zuger See liegt, entdeckte auch Mitten im Ort einen relativ grossen Ferrari Schauraum und Händler, dazu aber später.

Den bisher schönsten Ausflug hatte ich am Zürichsee, genauer gesagt in Rapperswil. Das liegt etwa auf der Mitte des Zürichsee wenn man von Norden in Richtung Süden gegen Ende des Sees fährt. Dort gibt es eine Überfahrt (Zug/Auto) über den Zürichsee und zugleich den benannten Ort. Tolle Gegend, tolles Flair, hat mir sehr gut gefallen.

Rapperswil_Zürichsee_Ufer

Rapperswil_Zürichsee_Ufer

Im Alltag

Im Alltag sind mir eigentlich bisher wenige Schweizer-spezifische Dinge aufgefallen. Naja, bis auf den ersten Arbeitstag, da musste ich bemerken, dass die Schweizer Tastatur, doch etwas anders ist :-). Keine Angst, man findet sich zu recht, aber Sonderzeichen und Umlaute sind jedenfalls anderes angeordnet. Ansonsten lief es in der Arbeit recht gut, ich konnte bereits erste Tätigkeiten übernehmen und merke dass ich ständig dazulerne. Die 42h Woche ist anfangs etwas viel, aber man gewöhnt sich recht schnell daran.

Ein paar Kleinigkeiten am Rande: Interessanterweise ist der Einzelhandel (hier Detailhandel genannt) bereits vermehrt mit Self-Counter ausgestattet, ein Fortschritt gegenüber Österreich. Und bei grossen Einkaufszentren ist immer ein Parkticket zu bezahlen (selbst bei IKEA, Bauhaus etc.), was in Österreich eher unüblich ist.

Auf der Autobahnfahrt von St. Gallen nach Zürich musste ich auch den ersten Radar- Rotblitz bemerken. Ich hoffe mal nicht, dass das Ding wegen mir geblitzt hat. Ich bin rechts hinter einem mit braven 123 km/h gefahren, und jmd. hat mit geschlagenen 126 km/h gerade links überholt. Wenn es nach Schweizer Gründlichkeit gehen könnte, sollten wir alle drei eine Strafe bekommen. Aber mal sehen, was passiert. Meine Arbeitskollegen meinten, dass für eine kleine Übertretung gleich mal 150 CHF fällig werden könnten.

Isch scho guet?

Was natürlich gleich in der Schweiz auffällt, sind die sprachlichen Unterschiede zu Ost-Österreich. Zwar wechselt der Grossteil der Schweizer in das Hochdeutsche, wenn man selbst kein Schwizerdütsch spricht, untereinander wird klarerweise Schwizerdütsch gesprochen. Interessanterweise konnte ich bald mal relativ viel verstehen. So waren die ersten Arbeitstage auch zugleich ein “listen&learn” der Ausdrucksformen und Wörter. Komischerweise ist es dann für das Gehirn wie eine Erholung, wenn man mit einem Österreicher spricht, beim Schwizerdütsch sollte man zu Anfang genau aufpassen, dann kommt man recht gut mit. Hier mein Schwizerdütsch-Decrypt Regelbuch:

Au = u (ufpassn, usgang, usgmacht, ufgfalln, etc.)

Ei = ii (inwärts, Schwinfleisch, Ris, Pris, des gliche) wobei diese Regel klappt nicht immer.

Die Betonung der Wörter liegt immer auf der ersten Silbe im Schwitzerdütsch. Falls man die richtig versteht, klappt das gesamte Verstehen so gut wie immer bei mir. Das Rest des Wortes wird manchmal verschluckt oder weggelassen. Egal. Aja, auch die Sprachgeschwindigkeit ist langsamer. Lt. meiner Beobachtung hat das mit der Betonung der ersten Silbe zu tun.

Lua(r)ga = schauen. Am besten gefällt mir “Auf Wieder-Luaga”.

Gsi = (war), “gewesen”. So ziemlich das wichtigste Wort für mich bisher, steckt fast überall drinnen.

Ein paar Sprachabwandlungen noch so nebenbei: “En Guete” anstatt “Mahlzeit” zu Mittag, Merci anstatt Danke, Adé anstatt Baba, Wiederschauen etc.,  Drü tusig stutz = drei tausend Franken (ja ich weiss in Tausend steckt kein i), La°berkas = Leberkäs, bitzli = bisschen, Töggeli spielen = wutzeln. So genug fürs erste Mal. Bisher klappt das Vokale tauschen im Kopf recht gut und die Achtsamkeit auf die ersten Silbe. Komischerweise wird man als Österreicher auch nicht verstanden, wenn man Dialekt spricht oder österreichische Begriffe verwendet 🙂

Wirtschaftsfakten & Krankenversicherung

Am Ende noch ein paar Fakten, die ich recherchiert habe. Mich interessierte der Kaufkraft nachdem das Lohnniveau in der Schweiz weltweit sehr hoch ist, aber zugleich auch die Lebenshaltungskosten. Das sollte sich relativieren nach meiner Theorie, da sehr viele Dinge in der Schweiz auch ordentlich teurer sind. Doch die Kaufkraft ist in der Schweiz doppelt so hoch wie z.B. in Österreich oder Deutschland (auch siehe hier). Das bedeutet, dass sehr viele Dinge in der Schweiz eigentlich zu günstig wären (meiner Recherche nach: Elektronik, Autos, Gewand). Der kaufkräftigste Kanton ist lustigerweise Zug. Auch hier ist der Unterschied vom Mittelwert der Schweiz beträchtlich höher. Lt. Schweizer Infos gibt es in Zug mehr Briefkastenfirmen als Einwohner.

Zum Schluss noch ein etwas nerviges Thema: Krankenversicherung. In der Schweiz gilt die obligatorische Krankenversicherung, sprich man muss sich selbst gegen Krankheit, Spitalaufenthalt, Behandlungen etc. versichern (Grundversicherung) und kann Zusatzversicherungen dazu nehmen. Doch die Konkurrenz und der Markt ist wirklich riesig, daher hat man die Qual der Wahl. Die Grundversicherung lässt sich relativ einfach im Internet vergleichen, nahezu unmöglich wird es bei den Zusatzversicherungsprodukten. Naja, bleibt nichts anderes übrig als Lesen, Recherchieren, Vergleichen und dann zuschlagen. Mir bleiben 3 Monate Zeit nach meiner Ankunft in der Schweiz, ansonsten wird einem eine Grundversicherung zugewiesen.