Nachdem mein letzten Beitrag schon etwas länger zurückliegt, gibt es inzwischen Einiges zu berichten aus der Schweiz. Im Grunde genommen hat sich einiges getan, aber hier die Details. Seit Oktober 2015 bin ich nun in der Schweiz. Will ich wieder zurück nach Österreich? Andere Frage, bitte 😛

Schweizer Armeemesser

Schweiz itself, die Schweizer und ich so?

Habe ich bereits Züge der Schweizer Mentalität angenommen? Manchmal kommt es mir so vor, als wäre ich Österreicher im Schweizer Modus, zumindest wenn ich zu Hause in Zürich bin. Interessanterweise schlägt bei mir der “Fall-back” in den Österreicher Modus relativ rasch zu. Aber von welchen Eigenschaften dieser Modi spreche ich nun?

  • Jammern, Sudern, sich über Kleinigkeiten aufregen, die aber dann wieder doch “wurscht” sind -> Österreicher Modus (Achtung ich überzeichne hier natürlich deutlich)
  • Sparsam mit Geld umgehen und doch genug davon haben, eher passiv als aktiv aggieren und immer ein Victorinox Messer im Sack eingesteckt, sprechen wenn es schlau und überlegt ist -> Schweizer Modus (ebenso sehr überzeichnet)

Da ich aber die meiste Zeit des Jahres in Züri bin und nicht mehr in Österreich, hat sich eher der Schweizer Modus in meinen Kopf eingebürgert. Es fällt mir daher auf, dass das Land Österreich und mit seiner Mentalität der Leute aus einem anderen Blickwinkel sehe, als ich dort noch selbst gelebt habe und mir diese Dinge aufgefallen sind.

Beruf

In der Arbeit gefällt es mir nachwievor sehr gut. Ich bin seit geraumer Zeit als Consultant direkt beim Kunden vor Ort und unterstützen ihn bei IT Fragen. Sehr angenehm ist auch der Tessin (italienischer Teil der Schweiz) in dem ich ab und zu beruflich reise. Mir ist in den letzten Monaten aufgefallen, dass die Schweizer einen ernsteren oder gewissenhafteren Zugang zum Thema Arbeit haben als die Österreicher. Das mag pauschalierend klingen, aber meine grossteilige Erfahrung ist, dass man im Schweizer Berufsleben sehr professionell and engagiert agiert. Das fällt mir allgemein auf, wo man eine Dienstleistung erbringt oder in Anspruch nimmt. Dementsprechend sind auch alle Dienstleistungen in der Schweiz teuer, weil die Löhne entsprechend hoch sind. Für mich erklärt es sich am besten, weil die Schweizer das Wort “arbeiten” mit “schaffen” ersetzen. Seit Anfang 2016 hat auch meine Freundin den Weg in die Schweiz gefunden und hat Arbeit gefunden. Ihr gefällt es ebenso sehr gut.

Generell sage ich, dass es hier speziell in Zürich sehr viele offene Jobs und Positionen gibt. Ich werde weiterhin regelmässig auf LinkedIn oder XING auf neue Positionen angesprochen.

Freizeit

Obwohl die Schweiz geografisch eher klein ist, kann man eine Vielzahl an Ausflügen machen. Ob Berge, Seen, Städte es gibt genug zu sehen. Mittlerweilen waren ich in fast allen grösseren Städten. Die Berge kenne ich bisher nur vom Skifahren.

Auch erste Schweizer Bekanntschaften konnte ich machen. Natürlich nicht im Übermass, aber ich bleibe ja noch eine Weile hier, daher keine Eile. Zudem setze ich mein Interesse an Philosophie bei Neue Akropolis Treffpunkt Philosophie in Züri fort. Ausserdem gibt es noch genug zu basteln und zu heimwerken.

Meine sportliche Betätigung ist meistens ein wenig Joggen im nahegelegenden Wald.

Auto

Nachdem ich mein Auto mit in die Schweiz nahm, war es an der Zeit mein Auto umzumelden. Der ausschlaggebene Punkt war entsprechend, die Hauptwohnsitzaufgabe in Österreich, womit ich kein österreichisches Kennzeichen mehr besitzen darf. Die erste Herausforderung beim Ummelden war die Möglichkeit der Zulassung in der Schweiz. Nachdem mein Audi vom Abgasskandal betroffen ist, hat die Schweizer Eidgenossenschaft erlassen, dass alle Fahrzeuge, die nach dem Oktober 2015 in die Schweiz importiert worden sind, keine Zulassung in der Schweiz erhalten, sofern das Abgasproblem nicht gelöst ist. Ich nahm dem Umzug mit dem Auto aber im Dezember vor, womit ich quasi in diese Regelung fiel. Der Schweizer Generalimporteur konnte mir nicht sagen, wann mein Auto das Software Update bekommt und es ist bis heute noch nichts passiert. Jedenfalls konnte das Strassenverkehrsamt ein Auge zudrücken und machte den Umzug für die Anmeldung ausschlaggebend und nicht einen Fahrzeugkauf mit Import. Der Ablauf war dann wie folgend:

  1. Anmeldung zur Fahrzeugprüfung, ich habe vorab digital den Zulassungsschein, Datenblatt und meine Typengenehmigung meiner Felgen eingeschickt.
  2. Zur Versicherung gehen und eine abschliessen. Der Versicherungsnachweis muss mitgebracht werden. Die Versicherung rennt aber erst, wenn die Zulassung abgeschlossen ist.
  3. Überprüfungstermin, bei dem haben sie zwei Mängel gefunden, gebrochener Xenon Sensor an der Hinterachse (tja, meine österreichische Audi Werkstatt hat das wenige Monat zuvor nicht gefunden) und kein Wasser in der Scheibenwaschanlage wodurch die Xenonwaschanlage nicht getestet werden konnte.
  4. 1000 CHF nach der Auto Reparatur später, (neuer Sensor plus neues Wachgestänge bei der Lichtwaschanlage) ging es zur nächsten Prüfung, dieses Mal alles ok. Auch meine Felgen liess ich erneut eintragen, da wurde mein Auto in der Testfahr richtig mit quietschenden Reifen ausgetestet.
  5. Kontrollschild auswählen und fertig war es. Hier noch anzumerken, dass die Schweizer bereit sind Unsummen für niedrige Kontrollschildernummern zu bezahlen. Das Strassenverkehrsamt versteigert niedrige oder kuriose Nummern online. Das bringt in etwa zusätzliche 1- 1.5 Mio CHF ein 🙂 Ein entsprechend cooles Kontrolschild kann schon von 5000 CHF zu 150’000 CHF kosten.
  6. Nachdem die Schweizer Kontrollschilder vorne klein und schmal sind, kommt nun meine Carbonfolie am Grill super zur Wirkung 🙂
  7. Die Tätigkeiten beim Zürcher Strassenverkehrsamt werden per Rechnung bezahlt, eingeschlossen die Fahrzeugabgabe (Kfz Steuer). Die Fahrzeugabgabe errechnet sich primär aus dem höchst zulässigen Gesamtgewicht und sekundär aus dem CO2 Ausstoss. In meinem Fall ist das Leergewicht 1520 kg, das höchst zulässige Gesamtgewicht aber 2050 kg. Daher kostet die Steuer etwas mehr, jährlich 338 CHF bei 143 g/km. Im Vergleich dazu kostete mich die Kfz Steuer in Österreich 624 EUR jährlich. Die Autoversicherung kostet bei sehr ähnlicher Versicherungssumme und Deckung meines Erachtens fast gleich viel wie in Österreich, bei meiner Vollkasko mit 250 EUR SB waren es in Österreich etwa 1500 EUR jährlich, hier sind es 1440 CHF bei 500 CHF SB.

Kontrollschild Front

Eine Sache habe ich ebenso bereits erledigt, und zwar den Führerschein. Wer in der Schweiz lebt und seinen Wohnsitz hier hat, muss seinen Führerschein auf den Schweizer umschreiben lassen, und das innerhalb eines Jahres seit Ausstellung des Aufenthaltstitels. Wer das übersieht, muss die Schweizer Führerscheinprüfung nachmachen und ordentlich blechen. Den notwendigen Sehtest kann man schnell abschliessen, die Kosten waren moderat mit knappen 100 CHF. Sehr schnell ging das Verfahren jedenfalls mit dem neuen Führerschein, zuerst zum Strassenverkehrsamt gefahren, dort wird der alte eingezogen. Auf die Frage, ob ich nun ohne Führerschein mit dem Auto wieder nach Hause fahren darf, gab es ein verdutztes Gesicht. Jedenfalls wurde der alte kopiert und vom Amt unterschrieben für die Weiterfahrt. Sehr schnell bekam ich dann den neuen zugestellt. der tags darauf am Samstag per Post kam.

Wohnung

Seit März 2016 sind wir in unsere neue Wohnung eingezogen. Glücklichweise haben wir relativ schnell etwas gefunden, über die Bekannten Plattformen haben uns verschiedene Wohnungen angesehen. Ja, es stimmt – man muss sich quasi bewerben um eine Wohnung und einen entsprechenden Gehaltsnachweis erbringen, bevor man in die engere Wahl kommt. Es werden auch beim Arbeitgeber die entsprechenden Angaben nachgeprüft. Fündig wurden wir schlussendlich über flatfox.ch, eine Art Vermittlungsplattform von Mieter an Nachmieter bei dem man Geld bieten kann, um die entsprechende Empfehlung des Mieters zu erhalten, damit die Hausverwaltung überzeugt wird. In unserem Fall war es super Wohnung am Stadtrand von Zürich Stadt (Wallisellen) mit 103 m2, Tiefgarage, Min-Energie, neues Gebäude und Top Ausstattung und 4 Zimmer. Nachdem wir im Flatfox das Maximum geboten hatten und die Mieter uns gut leiden konnten, kamen wir zum Zug.

Der Umzug von Graz nach Wallisellen war zwar aufgrund der Unfähigkeit der Umzugsfirma und eigentlichen schon betrügerischen Absichten ein Nervendrahtseilakt und ein teures Unterfagen. Dennoch sind diese Wogen bereits vergessen und wir freuen uns unsere Wohnung fertig einzurichten, zu 90% ist das bereits der Fall. Den Grossteil haben wir bereits, da wir die Möbel aus Graz mitnahmen, jedoch dauert das Einziehen meistens länger als man plant. Derzeit möchten wir noch im Wohnzimmer ein neues TV-Möbel kaufen und meine Glaskästen aufhängen.

Unsere alte Wohnung in Graz wurde mit April 2016 weitergegeben. Es war auch noch stressig die Ablöse zu gestalten und die Kaution einzufordern. Offen ist hierbei noch die Abrechnung der Betriebskosten. Hierzu ist das österreichische Mietrecht etwas unfair. Denn eine Betriebskostennachzahlung oder Überschuss trifft immer den aktuellen Mieter. Wir hatten eigentlich jedes Jahr einen Überschuss von 1000-1500 EUR aufgrund der fallenden Mietzinsen. Zum Glück hat mich die Stadt Graz Mietrechtsbeauftragte beraten und Klarheit geschaffen. Ja, die Betriebskosten selbst gehen an den Nachmieter, nicht aber Mietzinsüberschuss und Heizkosten. Unser Betriebskostenüberschuss war doch eher gering (50-100 EUR), der Mietzinsüberschuss war aber dieses Mal mit 600 EUR doch hoch sowie auch die Heizkosten mit 300 EUR. Als Vermittelungsstelle habe wir die Wohnungsstelle der Stadt Graz hinzugezogen. Ohne nachfragen, wäre das Geld dem Nachmieter zugefallen. Somit hatten wir die 900 EUR nach Ende unseres Mieterhältnis retour bekommen (wurde ja zuvor zuviel bezahlt).

Sprache

Inzwischen verstehe ich eigentlich schon zu 98% alles im Züricher Raum. Für die Gesamtschweiz kann ich nicht sprechen, da ich ein wenig Französisch spreche und verstehe und ein paar Brocken Italienisch. In der Deutsch-Schweiz wird dem Dialekt entsprechend Raum gegeben. Im schweizer Fernsehen und in der Werbung wird entsprechend Schwiizerdütsch gesprochen. Auch im sonstigen Umgang ist es die normale Sprache. Das Hochdeutsche wird meistens im beruflichen Umfeld angewandt, sofern Schweizneulinge dabei sind. Interessant ist auch zu erkennen, dass manchmal der österreichisches Dialekt, sofern nicht tirolerisch oder vorarlbergerisch als eine Umwandler deutschen Dialekts interpretiert wird. Somit wechselt der Schweizer dann relativ rasch in das Hochdeutsche, wobei ich mir dann denke, nun muss ich auch Hochdeutsch reden oder wie?

Hier ein paar Worte, auf die ich ständig treffe:

Zischtig = Dienstag, Dunschtig = Donnerstag, Suntig = Sonntag, Mäntig = Montag

Dür = Teuer

Beiz = Kneipe, Lokal, etc.

Fründin = Freundin

Poschten = (Ein)kaufen

Velo = Fahrrad

Car = Autobus

Glace = Speiseeis

tönen = klingen

schaffen = arbeiten

Büsi = Katze

Billette = Ticket

Kontrollschild = Kennzeichen

Unterhalt = Wartung

Ausgang = Furtgehen (in österreichisch ausgedrückt)

Schlitteln = Schlittenfahren

Cüpli = Sektglas

Cafe Fertig = Cafe mit Schuss (only Kanton Nidwalden?)

Apéro = After work Essen/Trinken (kein Weissweinspritzgetränk)

Anlass = Veranstaltung

Samiclaus und Schmutzli = Nikola und Krampus

Böög = Schneemannsfigur, die am Sechsleläutenplatz verbrannt wird um den Winter auszutreiben.

mutieren = editieren, bearbeiten

parkieren = parken

signalisieren = etwas anzeigen als Verkehrsschild

Gipfeli = Kipfel

Fleischkäse = Leberkäse

Whats next?

Auf jeden Fall bleiben meine Freundin und ich in der Schweiz. Uns beiden gefällt es sehr gut, das Gehalt reicht gut aus, um das teurere Leben in der Schweiz zu finanzieren und ich bin fasziniert davon, dass alles von hoher Schweizer Qualität ist. Somit geht das Abenteuer weiter, wie man Schweizer Bürger wird habe ich bereits im Film “Die Schweizermacher” gesehen. Mein Fazit lautet ich bzw. haben uns schon recht gut ein-ge-schweizert 🙂