Nachdem ich zuletzt dem Thema Erdställe bzw. unterirdische Anlagen in der Süd/Oststeiermark erlegen bin, musste ich bei der Erdstall Tagung 2011 in Vorau dabei sein. Das Ganze fand am Wochende des 16.09.2011 statt und an die hundert Interessierte, Forscher und Experten aus Deutschland und Österreich nahmen daran teil.
Organisiert wurde die Tagung für 2011 vom Erdstall Verein Sub Terra, wodurch der österreichische Erdstall Experte Heinz Kusch (inkl. seine Frau Ingrid) die schönsten und tollsten unterirdischen Anlagen im Bereich der Oststeiermark zeigten.
Warum es sich bei Erdställen handelt bzw. was es mit diesen unterirdischen Anlagen auf sich hat, habe ich bereits hier diskutiert, womit ich auf die Faszination der Thematik nicht mehr eingehe. Vielmehr möchte ich meine Eindrücke durch Teilnahme an der Tagung vermitteln.
Die Organisationen rund um das Thema Erdstall sind momentan etwas verstreut in Österreich. In Deutschland hingegen hat sich eine professionelle Gruppe (Arbeitskreis für Erdstallforschnung; erstall.de) gebildet. In Österreich ist es der Verein Subterra Vorau, der sich massgeblich der Erforschung des Phänomens Erdstall widmet. Die Thematik rund um Erdställe ist eher in den Gegenden bekannt, in denen es solche gibt, dem Rest der österreichischen Bevölkerung wird dieser Begriff und dessen Geheimnisse wahrscheinlich nichts sagen. Gerade aus diesem Grund war es interessant an der Erdstall Tagung teilzunehmen.
Programm der Tagung
Fr. Abend 16.09.2011 – Begrüssung durch Heinrich Kusch
Sa. ganztägig 17.09.2011 – Exkursionen zu den Erdställen Schrotter und Meidlbauer Gangfragment, Streblgang, Besichtigung von Steinmauergängen und Lochsteinen.
So. ganztägig 18.09.2011 – Exkursionen zu der Frauenhöhle und zum Erdstall Vockenberg, Abschluss der Tagung.
Ein paar Eindrücke aus der Unterwelt
Neben Hobbyforschern und Anhängern verschiedensten Theorien, waren auch Skeptiker anwesend, die den Erdställen im Bezirk Hartberg die Sensation dadurch absprechen wollen, in dem behauptet wurde, dass die Gänge und Steinbauten nicht aus der Jungsteinzeit stammen. Es gab dazu auch eine kurze Diskussion am Samstag Abend, welcher aber gleichmals im Keim erstickt ist, nachdem Wissenschaftler nun mal mit Fakten und belegbaren Messungen handtieren als mit waagen Vermutungen.
Fazit
Nachdem ich bereits im Juli 2011 meine erste Erdstall Expedition hinter mich gebracht hatte, kannte ich bereits ein paar Anlagen und Lochsteine. Dennoch war eine grosse Überraschung dabei: der Strebl Gang, welcher an Perfektion und Schönheit seines Gleichen sucht. Für mich persönlich bleibt der wissenschaftliche Erfolg und die Unermüdlichkeit des Ehepaar Kusch die grösste Sensation. Das Rätsel um die Erdställe konnte zwar bis heute nicht gelüftet werden. Vorallem das WIE und WARUM sind uns derzeit so unbekannt, wie Menschen das Handy um 1900. Jedenfalls glauben wir als moderne Menschen alles zu durchschauen und zu durchblicken. Wenn man sich jedoch einmal ein einem Gang befindet der über 5000 Jahre alt ist beginnen erste Zweifel, ob wir wirklich so viel wissen, vor allem um die Epoche der Jungsteinzeit.
Update: Inzwischen gibt es auch schon eine DVD mit dem Titel “Tore zur Unterwelt” zum Thema Erdställe, basierend auf der Geschichte des Buches, wirklich sehr sehenswert.
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UPDATE 2: Radio Interview mit Heinrich Kusch
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