Wie alles begann
Eigentlich ist es im Leben fast immer so, die spannendsten und geheimnisvollen Dinge liegen fast immer im Verborgenen, doch kennt man die “richtigen” Leute fliegen einem die unvorstellbaren Dinge einfach zu. Ganz so erging es mir mit dem Seminar Tore zur Unterwelt, welches vom Treffpunkt Philosophie Graz veranstaltet wurde. Das Seminar dauerte drei Tage (1 Tag Theorie und Vortrag, 2. Tag Erkundung, 3. Tag Mithilfe bei einer Freilegung).
Allein schon der Seminarname klingt nach Geheimnisvollem und Unbekanntem. Durch Erzählungen über sogenannte Erdställe oder einen Erdstall Komplex in der Oststeiermark wurde mir und meiner Freundin das Thema “schmackhaft” gemacht. Kurz gefasst ging es bei dem Seminar um den Inhalt des gleichnamigen Buches “Tore zur Unterwelt” verfasst von Heinrich Kusch und seiner Frau Ingrid, welche international anerkannte Höhlenforscher sind. Seit 2006 widmen sich beide der Erdstall Erforschung (auch Felsengänge treffender genannt) in der Steiermark.
Geheime Felsgänge der Oststeiermark
Um das Geheimnisvolle und das Mysterium um diese besagten Felsengänge zu erklären, muss man zunächst ein wenig in die Vergangenheit dieser Geschichte blicken. Wie im zuvor genannten Buch beschrieben startet die Geschichte im Jahre 2006 mit einer kleiner Karte, die zusammengerollt in einer hohlen Kanonenkugel auf einem alten Dachstuhl nahe dem Stift Vorau gefunden wurde. Die Karte war zu anfangs nicht als Karte zu erkennen, die dargestellte Zeichnung ein Rätsel. Durch Kontaktaufnahme mit der ansässigen Bevölkerung im Umkreis von Vorau (Oststeiermark) und der Unterstützung des Stifts Vorau wurde die Zeichnung als Karte der unterirdischen Gänge rund um das Stift entschlüsselt. Diese kleine Sensation war somit der Ausgangspunkt für viele weitere Nachforschungen und das Thema Erdstall Komplex in der Oststeiermark nahm mehr und mehr Gestalt an. Das Wissen um diese Gänge oder Felsengangsysteme (mittlerweile sind 500km bekannt; Stand 2011) war grossteils noch in den Köpfen der älteren Bevölkerung vorhanden. Aber auch Einbrüche in den Untergrund mit Traktoren oder Landmaschinen oder beim Hausbau legten von Zeit zu Zeit immer wieder Anhaltspunkte eines gigantischen Felsgangssystems frei. Es bleibt hier anzumerken, dass die Felsengänge keineswegs Naturhöhlen sind, entsprechende feine Bearbeitungsspuren und deren Anordnung und Zugehörigkeit zu markanten Plätzen (sakralen Orten wie Kirchen, Schlösser, Kapellen) lassen sie 100%ig den künstlich geschaffenen Gängen zuordnen.
Die grösste Aufgabe von Herrn Kusch war somit das Sammeln und Kartografieren aller bekannten Standorte und das Untersuchen der Gänge. Schon bald zeigten sich offensichtliche Unterschiede zu den Gängen:
- Grob in den Fels gearbeitete Gänge (Erweiterung im Mittelalter / Altertum)
- Feingearbeitete Gänge (in etwa 1,6m hoch, 80cm breit, Erbauungszeitpunkt vor etwa 3000-7000 Jahren, entsprechende Datierungsarbeiten sind in Gange)
- Kammern mit enormen Raumhöhen (bis zu 20m)
Dass die Gänge nicht von der Natur erschaffen worden sind war sogar für mich als Laie ersichtlich und verständlich. In das dortige Schiefergestein wurden diese Felsengänge mit enormen Aufwand in den Fels “getrieben”. Doch neben den unterirdischen Gängen (es erstrecken sich Gänge ebenso in mehreren Ebenen, 5-10m Tiefe bis hin zu 20-40m Tiefe) ist auch auf der Oberfläche eine Vielzahl an Hinweisen auf diese entdeckt worden. Vermehrt befinden sich in der Gegend um Vorau sogenannte Lochsteine. Blickt man durch das Loch des Lochsteins gelangt man entweder zum nächsten Lochstein oder zum nächsten Zustiegspunkt eines Ganges (nächste Kirche / Kapelle). Ebenso befinden sich unter den Aufstellungsorten der Lochsteine die besagten unterirdischen Gänge. Neben Lochsteinen sind auch Menhire (länglich grosse Steine mit konkaver Flachseite) oftmals in der Gegend anzutreffen. Die Menhire sind bearbeitete Steine, die auf Erdstrahlungspunkte (vgl. Akupunkturnadeln beim Menschen) hinweisen.
Weitere Details zeigen sich ebenso bei näherer Betrachtungsweise zur Anordnung und Form der Gänge. So sind die Gänge niemals geradlinig in den Fels “gehauen”, die Gänge sind immer S-förmig; ich konnte dies’ selbst verifizieren. Ebenso sind die Gänge somit an den Energielinien (manche nennen es Wasseradern) angelehnt. Das Thema Erdstrahlung oder Radiästhesie ist bis heute nicht wissenschaftlich anerkannt. Es gibt bis dato kein technisches Messgerät dafür, wodurch aber dessen Existenz dennoch nicht verneint werden kann. Die Messmethodik für unterirdische Gänge basiert primär auf Bodenradargeräte. Dessen Reichweite ist aber auf 8-10m Tiefe beschränkt, danach werden die Messergebnisse äusserst ungenau.
An den Orten der Menhire und Zugängen zu den unterirdischen Gängen treten Naturschauspiele auf in Form von Plasma Entladungen bzw. sog. Orbs. Ich hatte bis dato noch nie von Orbs oder Lichterscheinungen gehört, dennoch sind diese der Bevölkerung bekannt und wurden bisher als Aberglaube oder Irrwissen abgetan. Bilder dieser rein zufällig auftretenden Schauspiele sind aber für mich ein Zeugnis für dessen Existenz. Leider konnten wir bei unserer Expedition keine Orbs ablichten, wie gesagt ein zufälliges Schauspiel, wobei bei einem Bild bin ich mir persönlich unsicher was die digitale Kamera da aufgenommen hat. Die Forschung ausgehend von Herrn Kusch befasst sich aber keineswegs mit diesen Lichterscheinungen. Bekannt ist lediglich, dass es sich dabei um Plasmaentladungen handelt, die aus der Erde aufsteigen und sich im Nichts auflösen.
Wie, warum und wer?
Die häufigsten Fragen des Seminars waren die folgenden:
- Wie wurden die Gänge erbaut? Experimente zeigten, dass ein klassischer Meisel nach 6 Minuten stumpf wird. Eine Hochrechnung des derzeit bekannten Gangsystems ergab eine Erbauungsdauer von 1600 Jahren mit klassischen bekannten Arbeitsmitteln. Über die Erbauungstechnik gibt es derzeit nur Spekulationen und keine wissenschaftlichen Belege.
- Wohin gelangte der Aushub? Untersuchungen zeigten, dass das Aushubmaterial sich nicht mehr an den Orten der Gängen befindet.
- Wie konnten die riesigen Menhire oder Megalithe an die Bestimmungsorte befördert werden? Einen Stein von 15 Tonnen Gewicht auf einen Hügel mit 1000m Seehöhe zu befördern sollte vor 3000-7000 Jahren scheinbar unmöglich gewesen sein. Dennoch stehen sehr viele Steine in situ. Der Gedanke an Rundhölzer als Transportmittel wurde von der experimentellen Archäologie widerlegt, somit bleibt auch diese Frage auf rational wissenschaftlichem Weg ungeklärt.
- Warum wurden die Gängen errichtet, welchen Zweck erfüllten sie und warum dieser für uns unvorstellbare grosse Aufwand? Ob Fluchtweg, Lagerraum oder Kultstätte – der eigentliche Zweck ist bis dato nur Spekulation. Die Gänge mit 1,6m Höhe und 80cm Breite bieten keines Wegs Komfort. Ebenso sind Beleuchtung und Belüftung ungeklärt. Brand- oder Kohlespuren zur Beleuchtung wurden bisher nur sehr selten gefunden. Ebenso befinden sich in den alten Felsgängen keine Nischen oder Vorrichtungen, um Fackeln anzubringen.
Wirkliche Antworten auf diese brennenden Fragen konnten uns die Forscher nicht geben. Es ist verständlich, dass Wissenschaftler nur Aussagen treffen, wenn sie diese belegen können. Natürlich lassen diese Fragen sehr viel Spielraum für Spekulationen und abstruse Theorien. Es ist daher verständlich, dass man sich mit der Zeit selbst eine Theorie bastelt, die für einen stimmen mag. Meine Theorie habe ich mit etwas Recherche zunächst ergründet und bin auf einen Schluss gekommen, den ich nicht unbedingt mit jedem hier online teilen möchte. Meine Theorien und Gedankenansätze mögen für den Verstand anderer Menschen als unglaubwürdig, irrsinnig und schlechthin falsch klingen.
Ausblick zum Mysterium
Fakt ist, dass die Kirche im 16. Jahrhundert so gut wie alle Gänge um Vorau und im Stift mit meterdicken Wändern (10-20m) zumauern liess, um die Gänge womöglich für die “Ewigkeit” zu verschliessen. Die Krypta von Vorau sowie eine versunkene Kirche wird bis heute noch gesucht, wobei es bereits hinreichende Hinweise auf die Position der Krypta zum Stift gibt. Die Forschung zu den Felsgängen gestaltet sich auf offizieller Basis mehr als schwierig, das Bundesdenkmalamt hat diese bis dato nicht anerkannt. Die Arbeiten und die Erforschung der Gänge wird mit Sicherheit noch mehrere Jahre bis Jahrzehnte dauern, den unermüdlichen Einsatz von Herrn Kusch wird Österreich eines Tages viel zu verdanken haben, denn die Sensation liegt nicht in England mit aufgestapelten Steinen sondern in der Oststeiermark (ebenso Niederösterreich und Südoststeiermark verzeichnen bereits bekannte Gangsysteme).
Auf die Frage “Warum findet man so etwas erst heute?” gibt es eine klare und einfache Antwort. Mit der Flurbereinigung Mitte der 60er/70er Jahre wurden viele Hügel in flaches Ackerland umgewandelt. Damit rückten die Systeme der Erdoberfläche näher und waren somit einfach erreichbarer (einsehbarer). Es bleibt aber anzumerken, dass viele Gänge bereits verschüttet und mit Sedimenten verfüllt sind. Bleibt ein Gang ungeschützt offen, so ist dieser innerhalb von wenigen Jahren mit Sedimenten verfüllt und quasi nicht mehr frei zu bekommen.
Das Seminar und das Buch zum Thema Erdställe ist auf jeden Fall eine spannende Forschungsgeschichte, welche so gut wie jeden in meinem engeren Freundes- und Bekanntenkreis neugierig gemacht hat. Der Blog Beitrag sollte auch dazu dienen meine Erlebnisse und mein Basiswissen nach Aussen zu tragen.
UPDATE 02.08.2011: Cooler Film zum Thema Erdstall in Bayern von Spiegel TV.
wann war das seminar????und wann gibts wieder etwas in der art,hallo auch,hab das buch verschlungen und suche mehr infos!!!????bitte….danke
Hallo!
Das Seminar fand Mitte Juli stand und wurde im Rahmen der Kreativwoche des Treffpunkt Philosophie Graz veranstaltet.
Wann es so eine Art Seminar und Erkundung zu den Erdställen wieder geben wird, kann ich leider nicht sagen. Die Kreativwoche findet jährlich im Sommer statt. Aufgrund des großen Interesses könnte ein Seminar im nächsten Sommer wieder stattfinden, sofern Herr Kusch das möchte.
Welche Infos werden im speziellen gesucht?
Liebe Grüße,
Dietmar