Das Microsoft schon seit einiger Zeit an dem Windows 7 Nachfolger arbeitet, darüber wurde in letzter Zeit vermehrt in den Medien berichtet. Nun ist es aber soweit, Endkunden dürfen Windows 8 nun kostenlos testen in Form einer Consumer Preview Version. Ehrlich gesagt habe ich mich in den letzten Jahren mehr und mehr von der Windows Plattform im Desktop Bereich entfernt. Dennoch ist für mich das neue UI-Konzept von Windows 8 interessant, da es auf Windows Phone 7 basiert.
Seit mehr als einem Jahr verwende ich ein Windows Phone 7 als Zweit-Smartphone (zusätzlich zu meinen iPhone 4). Das Windows Phone ist schnell, leicht zu bedienen und als iOS- oder Android-Alternative eine Überlegung wert.
Derzeit verwende ich im Desktop Bereich Windows 7 und Mac OS X Lion zu beruflichen Zwecken. iOS 5.0.1 und Windows Phone 7.6 auf meinen Smartphones, wobei ich Apps am iPhone stärker nutze. Ist nun Microsoft eine Innovation gelungen oder wird Windows 8 das neue Windows Vista (Vista floppte gemessen an den Verkaufszahlen)?
Test-Setup
Um Windows 8 zu testen sind folgende Voraussetzungen von Nöten:
- Download der ISO Datei bei Microsoft (3.3 GB, 32/64-Bit Versionen in mehreren Sprachen, Produktschlüssel: DNJXJ-7XBW8-2378T-X22TX-BKG7JÂ )
- Download eines Tools für eine virtuelle Maschine
- Etwas Geduld und “Klickfreudigkeit” sowie ein Windows Live Account kann nicht schaden
Nach dem Download der ISO Datei, besorge ich mir ein Tool zum Erstellen einer virtuellen Maschine, sprich dieses Programm simuliert mir einen zusätzlichen PC oder MAC am realen System. Nachdem ich den Test und Mac OS X Lion beschreite, lade ich mir das Gratis Tool Virtual Box für Mac OS X herunter (43 MB). Das Tool ist rasch installiert und beim Anlegen einer virtuellen Maschine (VM) kann ich sogar Windows 8 als Zielsystem auswählen. Bevor ich die VM starte, binde ich die zuvor geladene ISO Datei im simulierten DVD-CD-ROM ein. Nun kann ich die VM starten, die Installation von Windows 8 dauerte bei mir 15 Minuten (Grösse 9 GB Festplattenspeicher).
Der erste Eindruck
Da ist er also, der neue Startbildschirm. Dieser erinnert sehr stark an die Windows Phone 7 Oberfläche, doch wo ist der Rest der gewohnten Windows Oberfläche geblieben? Ah, genau ein Tile (Kachel) namens Desktop anklicken und schon sieht man wieder die gewohnte heile Welt mit Taskleiste  und Desktop.
Wenigstens das geschafft, doch wie geht es weiter?
Nachdem ich Windows 8 nicht auf einen Tablet teste, kann ich gewisse Gesten nicht nutzen und muss mich somit auf Funktionen konzentrieren die in den Bildschirmecken schlummern. Unten rechts -> Startbildschirm, Oben rechts -> Taskmanager der Apps, Oben rechts -> ein seitliches Menü auf der rechten Bildschirmseite erscheint (Start-Symbol, Suche, Teilen, Geräte und Einstellungen).
Im Grunde genommen wurde Windows 8 zum Multi-Touch Betriebssystem, das durch Fluid Design für verschiedene Bildschirmauflösungen und Endgeräte nutzbar wird. Also vom Tablet, Laptop, Touch-PC (HP TouchSmart; Kostenpunkt 600-1000 EUR) bis hin zum normalen PC mit hochauflösenden Monitoren. Es liegt ebenso sehr nahe, dass Windows Phone 8 sich auch sehr stark an die Neuerungen von Windows 8 anlehnen wird.
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Neuerungen auf einen Blick
Startbildschirm – Vorbei ist die Zeit eines Startmenü wie man es seit Jahrzehnten von Windows Betriebssystemen gewohnt war. Nun wird alles einfach und “iconisierter”. Ich sehe hier sehr starke Parallelen zum Lion Dock oder dem Launchpad (vgl. zur Oberfläche von iOS Geräten).
Nachdem Windows Phone 7 erst durch das letzte grosse Update, das Kernfeature für Apps Multitasking bekam, ist das natürlich unter Windows8 schon out-of-the-box mit an Board. Am linken Bildschirmrand lässt sich dieser App Task Manager öffnen.
In der “normalen” Windows Oberfläche wurde auch der klassische Taskmanager aufgepeppt und der “Evergreen” Windows Explorer mit dem Ribbon Menü versehen.
Internet Explorer – Natürlich in der Version 10 am Windows 8 installiert. Die Internet Explorer waren ja bekanntlich immer jene Browser, die den Webdesigner den letzten Nerv’ rauben konnten, die neue Version unterstützt wiederum mehr HTML5 Funktionen und CSS3 Features.
Windows Store – Apps anstatt Programme – Wer Apps anbieten möchte, braucht auch einen Store. Unter Windows 8 heisst dieser Windows Store (vgl. Windows Phone 7 auf “Marketplace” getauft). Im Windows Store sind derzeit alle Apps gratis zu laden. Sehr aufgeräumt und hübsch gemacht, man sieht hier eine starke Parallele zum Mac App Store unter Lion.
Im rechten Menü am Bildschirmrand finden sich nun folgende Zusatzfunktionen:
Teilen – Primär ist Facebook ist das soziale Zielnetzwerk von Windows 8 (ebenso unter Windows Phone 7) an das Bilder, Textausschnitte und alle Mögliche Dinge gesendet werden können. Beim Mac oder i-Geräten ist hingegen Twitter im Betriebssystem integriert.
Suchen – Natürlich darf die Suche nicht fehlen. Man beginnt auch mit der Suche sobald man am Startbildschirm Buchstaben eintippt. Sehr gut, da ich damit sofort ein Programm starten kann ohne die Maus zu verwenden oder die richtige “Kachel” dafür zu suchen.
Geräte – Damit kann ich beispielsweise Inhalte an DNLA Geräte übertragen.
Einstellungen – Darin befinden sich entweder Einstellungen zur aktuell geöffneten App oder auch die Einstellungen zum PC, keine Sorge die Systemsteuerung gibt es weiterhin.
Erweiterungen im Business Bereich – Normale Programme wie Office usw. können sich nun den Bildschirm mit Apps teilen. Dazu müssen die Apps entsprechend programmiert sein, sodass sie im Snapped View darstellbar sind. Aber auch Funk-Geräte wie 3G oder gar 4G Geräte (LTE) werden nun vollständig von Windows 8 unterstützt. Ein weiteres Feature klingt zwar nett von der Grundidee, ist aber sicherheitstechnisch für Unternehmen bedenklich: Windows To Go. Damit ist es möglich seine Windows 8 Arbeitsstation auf USB Stick zu sichern, um dann auf einen anderen PC (wird in einer Art VM gestartet) weiterarbeiten zu können.
Sicherheit geht vor – Windows 8 setzt ein Trusted Boot Feature ein, das vor dem Windows Startvorgang Malware und Viren erkennen soll. Dazu wird jedoch eine spezielle Firmware des PC benötigt. Damit im Unternehmensbereich der Wildwuchs an installierten Apps kontrollierbar wird, gibt es einen AppLocker, der via Group Policy Zugriff auf Dateitypen oder App Downloads festlegt. Auch ein Post-Download-Check namens SmartScreen kommt hinzu, der Dateien aufgrund von Nutzerbewertung als harmlos oder kritisch einstuft.
Die gute Nachricht von Microsoft zum Schluss, Windows 8 wird auf Windows Vista und Windows 7 kompatibler Hardware flüssig rennen. Glücklicherweise wird sich der “Ressourcenhunger” in Grenzen halten.
Fazit
Bevor man sich eine Meinung zu Windows 8 bilden kann, sollte man sich zunächst mit den Features im Detail auseinander setzen. Dazu habe ich als Einführung den Windows Product Guide (pdf) gelesen, der in kompakter Form die wichtigen Dinge vorstellt.
Mit Windows 8 scheint Microsoft sich endlich in die richtige Richtung weiterzuentwickeln. Erstens kommt man als Softwaregigant nicht darum herum, seine Betriebssystem für PCs, Tablets und Smartphone anzugleichen bzw. zusammenzuführen. Apple hat diesen Schritt als erster gewagt und Multi-Touch Gesten unter Mac OS X Lion sind wirklich ein hilfreiches Instrument beim Arbeiten. Zweitens geht es auch darum die Entwicklung von Apps für verschiedene Plattformen weitgehend zu erleichtern.
Nachdem ich die Apple Produkte einigermassen gut kenne, vermag ich zu behaupten, dass einige sinnvolle Dinge vom Lion “abgekupfert” wurden. Leider konnte ich das wahre Gesten-Feeling nicht auf meiner Mac VM testen, da ich keinen Windows 8 Tablet besitze. Ein Simulator für den iPad wäre natürlich eine super tolle Sache, so etwas gibt es auch für Windows Phone 7 (link).
Natürlich ist es fraglich, wie die Millionen an Usern auf den neuen Startbildschirm reagieren werden. Ich vermute, dass es doch etwas an Zeit benötigen wird um sich wirklich von Startmenü zu verabschieden und gedanklich auf den Startbildschirm umzustellen.
Abschliessend bleibt zu bemerken, dass Windows 8 mit Sicherheit eines der innovativsten Microsoft Produkte seit Windows Phone 7 ist. Die Verschmelzung der Geräteplattformen sichert den Softwareriesen seine Daseinsberechtigung neben Apple und macht Windows wieder zu einer attraktiven Plattform für Touch-Devices.
Das neue Windows OS wurde am ersten nach der Veröffentlichung der Consumer Preview bereits eine Million Mal heruntergeladen. Falls ihr 30 Minuten Zeit übrig habt, installiert euch zu Testzwecken das neue System und überzeugt euch selbst von der neuen Microsoft Innovation.