Eigentlich lag mir dieser Blogbeitrag schon eine Zeit lang “auf der Zunge”, doch es muss die Zeit auch passen für einen Erfahrungsbericht der etwas besonderen Art, nämlich Personalberater bzw. Vermittler.
Gleich vorweg, das Ziel dieses Beitrag ist es meine bisherige Erfahrungen zu teilen.
Warum Personalvermittler und was tun die?
Die Grundidee eines Personalvermittler ist eigentlich einfach – eine Person vernetzt personalsuchendes Unternehmen mit jobsuchender Person und dafür fliesst vom Unternehmen an die Personalvermittlungsagentur Geld. Die Auftragssumme berechnet sich meistens am Jahresbruttogehalt (gewissen Anteil daran) der jobsuchenden Person. Die jobsuchende Person muss in diesem Zusammenhang nichts bezahlen. Im Gegensatz dazu arbeitet ein Personalüberlasser, in diesem Fall ist die jobsuchende Person bei der Personalagentur in einem Arbeitsverhältnis, wofür die Agentur Geld vom Unternehmen für die Dienstleistung der jobsuchenden Person bekommt. Die klassische Aufgabe eines Personalvermittler ist es, interessante Bewerber bzw. jobsuchende Personen zu finden und zu profilen. Zudem muss der Personalvermittler mit den Unternehmen zusammenarbeiten, die einen Personalbedarf besitzen.
Für die jobsuchende Person ist es oftmals praktisch, wenn das Personenprofil vom Personalvermittler dem suchenden Unternehmen vorgestellt wird, damit erspart sich die jobsuchende Person oftmals Zeit und Energie für Bewerbungsunterlagen. Ausserdem spart sich das suchende Unternehmen Zeit und Geld für interne Recruiting Massnahmen. In Summe klingt das Geschäftsmodell nach einer Win-Win Situation, die es im besten Fall auch ist.
Welche Personalvermittler gibt es in Graz?
Meine Erfahrung mit Personalvermittler in Graz bzw. Österreich beschränkt sich auf jene, die IT-Jobs vermitteln, mit Personalüberlassern habe ich keine Erfahrung. Ich bin nun bald seit 10 Jahren in der IT-Branche tätig und da gab es schon die eine oder andere Erfahrung mit Personalvermittlern. Die Liste an Personalagenturen in Graz ist überschaubar, ich beschränke mich aber in diesem Beitrag auf jene, mit denen ich schon persönlichen oder E-Mail/Nachrichten Kontakt hatte. Bisher hatte ich mit den folgenden Kontakt:
- Personos eU. (Kärnten/Stmk)
- Manpower / Experis (Österreichweit)
- Hill (Graz)
- Allegro Consulting (Graz)
- Brunel (Grazer Standort)
- Secretary Plus (Graz)
- ePunkt (Grazer Standort)
- Hofmann Personal (Grazer Standort)
- Pavelka-Denk Personalberatung (Wien)
- Joham und Partner (Stmk)
- Hiebler & Partner (Stmk)
- Atlas (Grazer  Standort)
- HR Consulting (Österreichweit)
- <vom Personalberater wurde ich dazu aufgefordert aus dieser Liste gestrichen zu werden>
- VACE Engineering (Österreichweit)
Warum ich die nun so leicht auflisten konnte hat zwei Gründe:
- Alle Kontaktanfragen auf XING, die Recruiter oder Personalvermittler betrifft, habe ich getagged.
- Die Kommunikation in Karriere.at ist historisch verfügbar.
Wer macht den ersten Schritt?
Der Weg zum Personalberater kann einerseits vom Bewerber selbst ausgehen oder die Personalberater nehmen Kontakt auf. Im ersten Fall sucht man sich also den Personalberater aus und meine Kriterien für die Auswahl lauten:
- Ansprechende Webseite und Stellenangebote sind aussagekräftig
- Datensicherheit und Datenschutz (vor allem wichtig, wenn die Profile am liebsten jeden Winkel seiner Persönlichkeit erfassen möchten)
- Unkomplizierte und rasche Kontaktaufnahme nach entsprechender Bewerbung
Der klassische Weg einer Kontaktaufnahme erfolgte in meiner Situation aber so, dass der Personalberater auf verschiedenen Kanälen bei mir anklopfte. So war es entweder E-Mail oder Telefon direkt (man fragt sich dann natürlich woher die andere Person seine private E-Mail Adresse/Telefonnummer hat), XING/LinkedIN oder Karriere.at. Nicht zu vergessen ist aber auch der persönliche Kontakt und die persönliche Anfrage, ob man Interesse an einem Jobangebot hätte. Für mich persönlich lagen aber eindeutig Anfragen via XING/LinkedIN und Karriere.at an erster Position.
Kontaktaufnahme How-To für Personalvermittler an den potentiellen Bewerber
Da ich bereits einige Kontaktanfragen und Jobangebote oder Anfragen “ob ich mich nicht gerne bewerben möchte” bekam, möchte ich gerne ein paar Punkte auflisten, die mein kleines How-To für Personalvermittler sind. Die Kontaktaufnahmen sollte geschickt eingefädelt werden und nicht plump oder undurchdacht sein.
1) Die Anrede sollte unbedingt mit dem Namen erfolgen. Diese “Lieber Kandidat” … “Ihr Profil klingt sehr interessant” Anschreiben wirken nicht professionell und folgen in keinster Weise einer logischen Überlegung. Wenn man mein Profil schon interessant findet, so sollte man auch die Verpackung des Profils kennen und das ist nun mal das Bild und der Name! Mit Namen (Titel zum schmeicheln) und einer konkreten Idee oder Herausforderung ansprechen, das klappt gut.
2) In die Anfrage den Hinweis zu verpacken, dass man sich “bitte bewerben” möge finde mit meiner Berufserfahrung mit meiner Gehaltsvorstellung >50k im Jahr etwas unprofessionell. Warum: Für mich als Bewerber macht eine Bewerbung nur dann Sinn, wenn man viele Fragen rund um ein Jobangebot klären konnte (z.B. wer ist der Auftraggeber des Personalberaters, sprich um welches Unternehmen handelt es sich). Für ein Bewerbungsschreiben investiere ich im Schnitt 2-3 Stunden. Was macht das für einen Sinn, wenn man dann erfahren sollte, dass das dahinterliegende Unternehmen einem überhaupt nicht zusagt? Das Thema Bewerbungsschreiben erst im zweiten Kontaktschritt zu klären und dann so konkret wie möglich (welche Unterlagen genau etc.), finde ich zielführend und sinnvoll. Den Kontaktanfragetext mit einen möglichen Telefongespräch und 2-3 Terminvorschlägen verbinden, das ist konkret und spricht mich zumindest an.
3) Die nächste Schritte sowie den gesamten Bewerbungsprozess klar kommunizieren. Das klappt am besten im persönlichen Gespräch oder am Telefongespräch. Via E-Mail ist das oft etwas komplizierter. Durch den Überblick über den Bewerbungsprozess weiss man als Bewerber, wo man steht und wohin die Reise geht (gehen kann). Ausserdem zeigt es für mich als Bewerber, dass der Personalvermittler Prozessdenken besitzt und den professionell im Prozess begleitet und unterstützt.
4) Feedback sollte rasch erfolgen, auch ein E-Mail mit “Wir melden uns rasch bei Ihnen” ist schon ein Feedback und man weiss, dass jmd. noch an der eigentlichen Antwort arbeitet. Auch ein “Nicht-mehr-Melden” auf eine Rückfrage von mir, nachdem mich ein Personalberater angeschrieben hat, ist ein Feedback. Dieses ist deutlich, dass man das so interessante Profil plötzlich nun nicht mehr interessant findet. Auch wenn es länger dauert, sprich man in 2-3 Wochen leider kein Feedback als Bewerber erwarten darf, kann man diese Zeitspanne als Personalvermittler kommunizieren.
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Anekdoten gefällig?
Ich muss zugeben, ich habe wirklich so einiges Kurioses erlebt und mein Ziel ist es nicht bestimmte Personalvermittler hier zu diskreditieren. Dennoch ein paar Beispiele, die zeigen, dass es gut gemeint war, aber leider die Umsetzung total schief ging.
Über einen Personalvermittler würde ich an ein grosses Unternehmen in der Telekom verwiesen. Dort sollte ich im ersten Schritt einen Bewerbungsfragebogen ausfüllen und mir würden dafür genau 48h Zeit vorgegeben. Ich ging von 1-2h Aufwand aus. Tatsächlich sass ich an den besagten 34 Fragestellungen in Summe 6h. Aber nicht aus dem Grund, weil diese so etwas schwierig waren, sondern weil man teilweise komplexe IT-Projekte planen solle, fiktive Risikosituationen beurteilen sollte etc. was eben entsprechend aufwändig war. Jedenfalls schaffte ich die Deadline, kurioserweise bekam ich nach dreimaligen Rückfragen via E-Mail und Rücktelefonaten weder ein Bewerbungsgespräch noch ein Feedback auf meine Antworten. Es ist verständlich, dass ein solches Unternehmen nicht unbedingt einen Plus-Punkt bei mir gewonnen hat.
Auch der Umgang mit Absagen sollte professionell erfolgen. Nachdem ich auch einige Absagen bisher bekam, gab es gut formulierte und welche, die eigentlich mehr Fragen aufwarfen als sie beantworten sollten. Die lapidaren “es gab andere Bewerber, die besser geeignet waren” etc. sind fast immer dabei, damit habe ich kein Problem. Eine Absage war aber so interessant für mich, weil sie so unkonkret nein zu meiner Bewerbung sagte, dass ich es mir nicht nehmen liess bei einem grossen Halbleiterhersteller nach den eigentlichen Absagegründen zu fragen. Die Antwort liess auf sich warten, jedoch ich bekam eine. Die wiederum war ein Stückchen besser als die Absage zuvor, aber naja – schlau wurde ich dennoch nicht, was nun nicht passte und woran es scheiterte.
Ein anderes Beispiel einer geplanten Bewerbung über einen Personalberater zeigte mir, dass es schon an den Basics scheitern kann. Konkret fand ich auf der Webseite eines Personalberaters zwei interessante Stellenausschreibungen, die aber einige Fragen offen liessen. Darauf hin schrieb ich eine E-Mail an den angegebenen Kontakt der Ausschreibung. Retour bekam ich eine Fehler E-Mail des Mailservers: Adresse unbekannt. Ein Check der E-Mail Adresse zeigte aber, dass der Name mit E-Mail stimmen musste. Also schrieb’ ich an den Personalberater direkt und beschrieb’ den Fehler als Hinweis. Keine Antwort tagelang. Als nächsten Schritt wandte ich mich an den Geschäftsführer der Personalberatung via XING und schrieb ihm mein Anliegen. Der meldete sich prompt und telefonierte bei mir nach. Auf die Fragen zu den Positionen konnte er nicht eingehen, ich sollte mich telefonisch mit dem Ansprechpartner in Verbindung setzen. Die Telefonnummer hatte ich mir notiert, leider habe ich dann dort nie jemanden erreicht. Dann war es mir aber zu blöd als Bewerber. Meine Bewerbung habe ich schliesslich nie über diesen Personalberater ausgesendet.
Fazit
In Summe bleibt mir zu sagen, dass die Personalvermittler im IT-Bereich einen relativ guten Eindruck hinterlassen. Personalvermittlung ist ein Geschäftsmodell bei dem der Bewerber einen wichtigen Teil einnimmt. Die How-Tos für die Kontaktaufnahme sind natürlich sehr speziell auf meine Vorstellungen getrimmt, aber vielleicht gibt es andere Leute, die diesen Punkten ebenso etwas abgewinnen können.
Das Gerangel um IT-Fachkräfte wird in den nächsten 10 Jahren noch steigen. Als Bewerber wird man sich in Zukunft auch noch genauer überlegen, mit welcher Agentur hatte ich bisher gute Erfahrungen gemacht und welche scheiterten bereits an einfachen Dingen. Hinzu kommt noch der Gedanke von Big Data im Sinne von Skill Management (was kann ich derzeit) und Future Skills (was möchte ich in Zukunft lernen). Vor allem die Ausrichtung, “was möchte ich in Zukunft tun” sollte mehr Wichtigkeit in Jobportalen oder sozialen Business Networks bekommen. Damit kann man vielleicht auf die Generation Y, zu der ich selbst zähle, besser als Arbeitgeber oder Personalvermittler eingehen.
Positive Beispiele für professionellen Umgang mit Bewerbern in Graz sind für mich die folgenden Agenturen:
- ePunkt (Portal top, Leute sehr freundlich und konkrete Ansprachen, rasche Reaktionszeit, Offenheit und Umkompliziertheit)
- HR Consulting (Anliegen werden durchwegs persönlich besprochen, rasche Reaktionszeit, sehr freundlich, starkes Bemühen und kompetent)
- Hiebler & Partner (Sehr freundlich und rasche Kontaktaufnahme, starkes Bemühen)
Die restlichen aufgezählten Personalvermittler machen ebenso ein guten Job, leider konnte sie bei mir bisher nicht hervorstechen.
Wir wollen eine professionelle Personalberatung machen. Schön zu wissen, wie ein Personalvermittler auch arbeitet. So werden wir auch gutes Personal finden.
Ich habe auch schon überlegt, eine Personalvermittlung zu engagieren. Gut zu wissen, dass sich die Auftragssumme meistens aus dem Jahresbruttogehalt berechnet. Danke für deine Einschätzung zu dem Thema.