Die Medien berichten bereits seit einiger Zeit über die geplante Grazer Umweltzone. Mitunter sind die Mitteilungen verwirrend und irreführend, sodass ich als Grazer versuche die Fakten zu sammeln. Ich stellte mir anfangs folgende Fragen, auf die ich bereits Antworten gefunden habe.

Was ist eigentlich eine Umweltzone?
Eine Umweltzone beschreibt ein Gebiet, welches stark von Feinstaub belastet wird und aus diesem Grund bestimmte Fahrverbote für Fahrzeuge verordnet werden. Der eigentliche Grund Umweltzonen zu erlassen, liegt aber in der EU-Richtlinie begründet. Diese besagt, dass höchstens 35 Tage im Jahr der Feinstaubgrenzwert von mehr als 50 Mikrogramm/Kubikmeter Luft überschritten werden darf.

Wo gibt es Umweltzonen in Europa bzw. Österreich?

Deutschland, Tschechien, Dänemark, Grossbritannien (London), Italien, Norwegen, Niederlande und Schweden. In Österreich gibt eine eine solche UWZ (Umweltzone) in Tirol auf der A12 in Form von bestimmten Massnahmen (Nachtfahrverbot für LKW über 3,5t, PKW Höchstgeschwindigkeit 100km/h etc.) Ähnlich ist die UWZ auch in der Steiermark auf der A2 und der A9. Die geplante UWZ für Graz scheint bereits auf mehreren internationalen Webseiten auf.

Welche Ziele sind für die Luftverbesserung durch die EU vorgegeben?

Mit Juni 2010 tritt die europäische Luftqualitätsrichtlinie (2008/50/EG) (pdf) in Kraft, die besagt, dass der Grenzwert für normalen Feinstaub (PM10) gleich bleibt, jedoch die verfeinerte Variante (PM2,5) wird auf 25 Mikrogramm/Kubikmeter Luft im Jahr reduziert. Dieser Grenzwert ist mit 01.01.2010 einzuhalten und unter strengen Auflagen ist die zwingende Einhaltung der PM10 Grenzwerte bis zum Jahr 2011 auszusetzen.  Deutschland beispielsweise hat 2 Jahre Zeit, diese Richtlinie in nationales Recht umzuwandeln. Eine solche Aussetzung wurde für Österreich bzw. Graz ausgenommen. Deshalb ist auch der Zugzwang der Politik mit unter zu verstehen.

Weitere allgemeine Informationen zu Umweltzonen:

Für Graz plant das Land Steiermark eine Umweltzone mit Mitte 2010, warum?

Ehrlich gesagt hatte ich mich noch nie mit Umweltzahlen im Bereich Luftqualität beschäftigt, doch der ein wenig Recherche beim Umweltbundesamt zeigt erschrenkende Messwerte. Ob die Zahlen wirklich so ausgekräftig sind, wie sie erscheinen kann ich nicht beurteilen. Dennoch steht Graz bei allen Emissionen und Immisionen immer an der vordersten Stelle.

Feinstaub PM10 Messwerte Jahresvergleich

Kart PM10 Überschreitungstage von 2008

Graz, Klagenfurt, Wien, Salzburg und Linz sind die Feinstaubstädte in Österreich!

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Auch aktuelle Werte (letzten 4 Wochen) stellen Graz im Allgemeinen kein gutes Zeugnis aus, im Gegenteil laut Bericht des Umweltbundesamt von 2008, zählen die Messtationen in Graz (Don Bosco, Süd und Mitte) zu meist belastesten Regionen von ganz Österreich.

Feinstaubbelastung PM10 Graz Süd letzte 4 Wochen

Stickstoffmonoxid Belastung Graz Süd letzte 4 Wochen (200 Halbtagesgrenzwert)

Für Graz sind derzeit verschiedene Varianten von UMZ geplant. Ein Konsens zwischen diesen muss gefunden werden, doch die Polititk ist sich derzeit uneinig.

Umweltzonen Varianten Graz Quelle Kleine Zeitung

Fazit: Das Thema der geplanten Umweltzone ist derzeit sehr medienpräsent, welches zugleich sehr viel politisches Potential besitzt. Die Uneinigkeit zwischen Umweltlandesrat Wegscheider und der Grünen Stadtpolitik (kleine/grosse Umweltzone) geht zu Lasten der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger in Graz.

Fakt ist jedoch, dass Massnahmen gesetzt werden müssen, sodass sich die Luftqualität in Graz verbessert und nicht verschlecht. So hat in den letzten Jahren zwar die Wetterlage die Feinstaubentwicklung positiv beeinflusst, die bereits ergriffenen Massnahmen für Autofahrer (Feinstaub Hunderter, Partikelfilternachrüstung) zeigten meiner Meinung wenig bis gar keine Wirkung.
Das Thema Hausbrand (Fernwärmeeinleitung) und Industrie ist zwar ebenfalls am Tisch, doch gerade der Anteil der Industrie an der Luftverschmutzung in Graz lässt viel Spielraum für Spekulationen offen. Natürlich möchte man den Wirtschaftsstandort Graz nicht mit Umweltauflagen für Industrieunternehmen “unattraktiv” gestalten. Die gesetzten Massnahmen gegen Hausbrand von der Energie Graz sind aber auch dieses Jahr 2010 zu begrüssen.

Die Wirkung einer Umweltzone in Graz bleibt ein offener Punkt, der vielfach diskutiert werden kann, jedoch wird mit bestimmter Sicherheit, dieses Vorhaben umgesetzt. Die Unterteilung der Umweltplanketten in Plankatten GRÜN – GELB – ROT wird wohl ein mögliches Modell zur Unterscheidung der Fahrzeugabgasnormen. Für mich unerklärlich ist jedoch die Überprüfung der Einhaltung und die Verwaltung von UWZ Strafen.

Mit der Umweltzonen-Einführung wird sich das Luftgüteproblem in Graz mit Sicherheit nicht lösen lassen. Ein umfangreicheres Massnahmenpaket wird von Nöten sein, damit sich überhaupt etwas verbessert.

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Weiterführende Links:

Quellen:

http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0231.pdf (Jahresbericht 2008 zu Luftgütemessungen in Österreich)

http://www.umwelt.steiermark.at/cms/ziel/2060750/DE/ (Online Daten der Stadt Graz mit Messwerten)

http://www.umwelt-plakette.de/ (Umweltplanketten in DE  für UWZ)

http://www.kleine-zeitung.at (kleine Zeitung)

http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/2278794/steirische-gruene-hoher-feinstaubwerte-alarmiert.story