Etwa Ende letzter Oktober Woche 2011 sah ein Video auf TED, welches mich in gewisser Weise inspirierte. Prinzipiell inspirieren mich fast alle TED Videos, doch dieses von Matt Cutts (Try something new for 30 days) bleib mir aufgrund der Einfachheit des Themas in Erinnerung. Das Video könnt ihr euch gerne gleich direkt ansehen.

Hier der Link zum Video.

Ein 30-Tage Projekt sozusagen, doch was genau?

Nach etwas Nachdenken kam mir als eingesessener Medienjunkie der Zeitfresser Fernsehen in den Sinn. Ehrlich gesagt, oftmals ist die Berieselung durch anspruchlose “Kost” ein scheinbare Wohltat nach einem anstregenden Arbeitstag.

Das Fernsehen stellt eigentlich eine zentrale Rolle des Unscheinbarem in meinem 2-Personen Haushalt dar, da der Fernseher oftmals mehr unbewusst als bewusst aktiv genutzt wurde. Aus meiner Sicht hat zwar diese Form der Medienkonsumation an Bedeutung verloren (vgl. Nachrichtensendngungen vs. Onlinenachrichten) jedoch ist es so schön praktisch den Programmchef eines Fernsehsenders über seine Themenausgestaltung seiner Freizeit entscheiden zu lassen. Praktisch, informativ, unterhaltsam, aber  in Summe doch unnütz?

Bewusst verzichten

Meine innere Diskrepanz zum Thema Fernsehen, war ein weiterer Motivationsaspekt 30 Tage bewusst darauf zu verzichten. Doch bewusst verzichten setzt zwei Grundideen vorraus:

  1. Bewusstsein schaffen/erzeugen: Sich im klaren werden über die gesetzte Handlung; sprich sich selbst “von Aussen” beim Handeln betrachten und danach entscheiden, ob etwas bewusst oder unbewusst gemacht wird.
  2. Verzicht: In der heutigen Wohlstandsgesellschaft ist es eine zentrale Frage, mehr Wohlstand anzuhäufen und bestenfalls auf keine Dinge zu verzichten, die uns scheinbar das Leben erleichtern. Beim Verzicht auf etwas Praktisches und Hilfreiches erscheint einem die Existenz dessen mehr augenscheinlich als wenn man ein Ding alltäglich verwendet.

Neben dem bewussten Verzichten auf Fernsehen, war es auch wichtig eine kleine Spielregel mit mir selbst zu vereinbaren: Keine Fernsehsendungen, keine DVDs / Blu-Rays, praktisch das mein schwarzes Samsung Kastl wird von mir 30 Tage lang nicht benutzt.

Samsung 46 Zoll LCD TV

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Ist doch fad ohne Fernsehen, oder?

Also verging die Zeit und der erste November 2011 kam. Ach, war das leicht am ersten November nicht am Abend den Fernseher anzudrehen und seine noch nachbrummenden Gedanken einfach der Satelliten TV Ebene hinzugeben. Nunja, die ersten Tage ging es leicht, jedoch es kamen auch Tage, da war ich ausgepowered und einfach nur müde. Vielleicht doch den Fernseher anschalten und irgendwas schauen – NEIN -> Selbstdisziplin war hier angesagt. Bei solchen Tagen zeigten sich andere Entspanntechniken als wesentich sinnvoller, angefangen bei früher schlafen gehen bis Brettspiele zu zweit spielen oder einfach ein paar interessante Webseiten ansurfen oder social media konsumieren.

Über eines setzte ich mich aber aufgrund der laschen Spielregeln quasi hinweg, Youtube bzw. TED anzusehen. Nachdem ich diese nicht am Fernsehgerät ansah sondern am iPad verletzte ich nicht die Spielregeln. Aber ehrlich gesagt war die Zeit mit TED und Youtube auf das Monat gerechnet bei weiten weniger zeitintensiv als ich vom “normalen” Fernsehen gewohnt war.

So vergingen die Abende folglich ohne Fernsehen und fad wurde mir ehrlich gesagt nie. Neben meiner Freundin und dem iPad als “Freizeitkompanen”, griff ich auch vermehrt auf Bücher zurück und bin froh durch die fernsehfreie Zeit wieder Zugang zu klassischem Lesestoff gefunden zu haben.

Fazit

Der Ansatz für 30 Tage etwas Neues, Unbequemes oder Unpraktisches zu versuchen war für mich so interessant, dass ich es folglich gemacht habe, und mir schwirren bereits neue Ideen durch den Kopf auf was ich beispielsweise 30 Tage verzichten könnte. Die Sache mit dem Fernsehen war rückblickend betrachtet eigentlich gar nicht schwierig und mir kommt vor, dass in dieser kurzer Zeit mehr dazulernen konnte und mich ebenso besser entspannen konnte.

Manche mögen vielleicht meinen, dass ich im Fernsehprogramm etwas versäumt habe, doch ehrlich gesagt habe ich in Wirklichkeit gar nichts versäumt. Der zeitliche Aspekt ein Fernsehprogramm zeitgerecht zu konsumieren wird aus meiner Sicht extrem überbewertet (siehe IPTV oder zeitversetztes Fernsehen).

Durch den Verzicht habe ich mich selbst besser kennengelernt, was brauche ich wirklich und wie es mit meiner Selbstdisziplin aussieht. Der Faktor Zeit oder besser gesagt Freizeit bekam durch die fernsehfreie Zeit eine neue “Qualität”. Plötzlich hat man Zeit und kann diese für Dinge nutzen, die man schon immer machen wolle, es aber nicht tat, weil man ja keine oder wenig Zeit hatte. Die sogenannten Alternativbeschäftigungen machten in Summe auch viel Spass, klassische Brettspiele (Halma for Professionals) erlebten bei mir ein Revival 🙂

Das Beste am Schluss: Mein 30-Tage Projekt riss auch meine unbeteiligte Freundin mit. Nach einiger Zeit kam sie ebenso auf den “Geschmack” die Freizeit möglichst fernseh-frei zu gestalten.