Share=Economy
In unserer Gesellschaft spielt die Wirtschaft mit all ihren Verflechtungen und Einflussfaktoren eine mitbestimmende Rolle, die unser tägliches Leben bestimmt. Natürlich hängt es aber auch davon ab, wie stark man sich mit dem vorherrschenden Wirtschaftssystem identifizieren kann oder möchte, womit die Rollenidentifikation für jeden individuell zu betrachten ist.
Eigentlich sollte man es nicht allgemein “die Gesellschaft” nennen, in Westeuropa ist der Begriff Wohlstandsgesellschaft wohl eher passender. Als Grundlage für eine Wohlstandsgesellschaft betrachte ich soziale Sicherheit (kein Krieg oder Sonstiges) und eine stabile Ökonomie. Der Wohlstand bringt den Umstand mit sich, dass viele Menschen sich materielle Dinge anschaffen, die sie A) nicht wirklich brauchen und B) eine lokale oder globale Ressourcenausbeutung darstellen. Ob dieser Wohlstand auf Dauer durch die Gesellschaft gehalten werden kann, bzw. wieviel Ressourcen wirklich noch verfügbar sein werden, vermag ich nicht zu beurteilen. Es bleibt aber zu bedenken, dass der Mensch immer irgendwelche Dinge besitzen wird; was er/sie damit macht wird aber in letzter Zeit immer öfters hinterfragt. Mehr Dinge zu besitzen bedeutet auch zugleich diesen Dingen mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Aufmerksamkeit, die man aber eigentlich auf die wesentlichen Dinge im Leben fokusieren könnte. Der Ausspruch, entweder man besitzt die Dinge oder Dinge besitzen einen selbst, sollte einen kurzen Denkanstoss bieten.
Ein Beispiel: Ich kaufe mir einen Fernseher, wahrscheinlich werde ich dem Gerät Aufmerksamkeit schenken; kaufe ich mir ein zweites Gerät, wird es dazu führen, dass dem zweiten Gerät auch Aufmerksamkeit schenken muss (sei es nur das Abstauben, Wieder verkaufen, etc.). Für mich es ist daher ein logischer Gedanke, dass ein Mehr an materiellen Dinge auch zu einem Mehr an notwendiger Aufmerksamkeit (Zeit) bedeutet. Ein Gegenbeispiel: Ich kaufe mir einen Fernseher und verwende diesen, sollte es wirklich einmal die Notwendigkeit einen zweiten Fernseher verwenden zu wollen, so könnte ich mir diesen zeitlich ausborgen. Dieser Idee folgt die gedankliche Trennung zwischen Besitz und Eigentum (nicht rechtlich beurteilt). Ich mag zwar für einen persönlich gut wirken, viele Dinge als sein Eigentum zu bezeichnen, aber sie zu besitzen (wenn auch zeitlich begrenzt) oder viel wichtiger sie zu nutzen sollten in den meisten Fällen ausreichen. Es mag sinnlos erscheinen, ein Übermass an Kleidung, elektronischen Geräten, Sportgeräten oder sonst was sein Eigentum zu nennen. Zu einen Zeitpunkt kann ich nur ein Ding anziehen, ein Gerät nutzen oder mich einen Sportgerät widmen,
Der Gedanke, weg von Besitz und Eigentum und hin zur eigentlichen Nutzung ist eigentlich ein spannender Gedanke. Wenn die Nutzung im Vordergrund steht, geht es meistens um das Teilen, da wir beschrieben in einer Wohlstandsgesellschaft leben, und Dinge eigentlich im Übermass zur Verfügung stehen.
Teilen konnte man schon immer sehr viel und nicht erst durch das Internet ist das Teilen von Ideen/Bilder etc. möglich. Ehrlich gesagt erleichtert die digitale Vernetzung der Menschheit das Teilen von Ideen, Gedanken, Emotionen, Bildern etc. dennoch geht der Gedanke weiter, in dem auch physische Dinge geteilt werden könnten. Zwar kann man ein Fahrrad nicht über die Internetleitung schicken um es zu teilen, aber die Information wer bietet etwas zum Teilen an und wer benötigt ein Ding lässt sehr gut austauschen.
Momentan spriesen viele Internetplattformen aus der digitalen Erde, die unkompliziertes Teilen von Gütern wie Wohnungen, Büros, Autos, Booten etc. verheissen. Die Entwicklungstendenz der nächsten Jahrzehnte geht eindeutig in Richtung Nutzen bzw. in Richtung Teilen von Gütern, die man nicht zu jeder Zeit benötigt bzw. verwenden kann. Diese Bewegung lässt sich eigentlich unter dem Begriff Shareconomy (Share = Teilen; Economy = Wirtschaft) zusammenfassen.
Übersicht an Shareconomy Onlineplattformen
Ich persönlich konnte bisher ein wenig Erfahrung mit Shareconomy im Allgemeinen sammeln. Das aber Shareconomy in vielen Lebensaspekten bereits anzutreffen ist, formuliert dieser Artikel bzw. dieser Artikel recht schön.
Hier eine Auflistung an Shareconomy Online Plattformen, die ich gefunden hätte:
Was kann man Sharen? | URL |
Segelboote | http://bootschaft.net/ |
Parkplatz Sharing Österreich | |
Parkplatz / Garage Sharing Österreich | http://parkplace.at/ |
Jegliche Haushalt/Freizeit Dinge teilen (Österreich) | https://www.usetwice.at/ |
Foodsharing (teilen bevor man es wegwirft) | http://at.myfoodsharing.org/ |
Private sind Paketzusteller (Paketmitnehmer) | http://www.checkrobin.com/ |
Private Mitfahrgelegenheit Börse (Österreich) | http://www.mitfahrgelegenheit.at |
Private Mitflug Börse | http://www.mitflugzentrale.de/ |
Private Mitflug Börse | http://www.eddh.de/mitflugboerse/mitflug-suche.php |
Private Mitflug Börse | http://www.mitfliegen.eu/?page_id=124 |
Kommerzielle Mitflug Börse (Charter) | http://www.flyvictor.de/ |
Eine gute Übersicht über die Shareconomy Landkarte in Deutschland bietet diese Infografik.
Nach der allgemeinen Einleitung und Übersicht zum Thema Shareconomy möchte ich einen praktischen Erfahrungsbericht zum Carsharing geben.
Meine Carsharing Erfahrung bei carsharing247.com
Ich würde mich selbst zu den Personen zählen, die einiges an materiellen Dingen besitzt oder sein Eigentum nennt. Konkret geht es um mein Auto.
Was steckt dahinter?
Nachdem ich mich seit geraumer Zeit mit bewusstem Verzicht beschäftige, folgte ein Schritt auf den nächsten. Zunächst ging es in meiner Persönlichkeit darum, bestehende Denkmuster, die seit Jahren in mir verankert waren zu überdenken und eine neue Ausrichtung zu finden.
Ich besitze den Vorteil in einer Stadtgegend zu wohnen und mein Arbeitsplatz ist ebenso im Stadtumfeld angesiedelt. Daher ist es nicht notwendig, dass ich mit dem Auto zur Arbeit und retour fahre. Im ersten Schritt habe ich mit dem Autofasten begonnen (siehe auch dazu meine Autofasten Erfahrung).
Nun gehe ich einen Schritt weiter, das Monatsticket der Öffis ist gegen ein schickes Stadt-Rad getauscht und ich sammle fleissig meine Kilometer bei RadeltzurArbeit.at (mehr Infos siehe Link). Etwa zeitgleich habe ich mir ein Profil auf carsharing247.com angelegt um mein Auto (mehr über mein Auto siehe Audi Blog Kategorie) von Montag bis Donnerstag unter der Woche zu teilen. Aufmerksam wurde ich auf die Idee des Carsharing in dem ich Tag für Tag an vielen parkenden Autos in der Stadt mit dem Rad vorbeifuhr. Irgendwann bemerkte ich, dass es zumeist immer die gleichen Autos sind, die parken und nicht genutzt werden. So erging bzw. ergeht es auch meinem Auto, das eigentlich grossteils steht.
Die erste Carsharing Erfahrung
Und tatsächlich hat sich bald jemand gemeldet, der sich mein Auto für die Fahrt nach Wien ausborgen wollte. Die Kontaktaufnahme verlief einfach über die Internetplattform, das erste Treffen samt Übergabe ging auch unkompliziert vonstatten. Als ich mich bei carsharing247.com als Fahrzeugbesitzer (quasi Vermieter) angemeldet hatte, bekam ich ein kleines Täschchen samt allgemeine Infos, Fahrtenbuch, Unfallbericht und Vordrucke zu einer sog. Überlassungsvereinbarung. Bei der Übergabe wurden alle Formalitäten erledigt, dann gab ich noch eine kurze Fahrzeugeinschulung und schon war mein Auto geteilt.
Dann hiess es für mich etwas Bangen, da ich schon relativ viel Vertrauen benötigte, um mein Auto jmd. zu überlassen. Dennoch nach Rückgabe war alles einwandfrei und der Mieter war ebenso sehr zufrieden.
Mein zweites Sharing verlief ähnlich positiv, nix kaputt gegangen, alle waren zufrieden.
Beim Carsharing geht es nicht immer gut
Beim dritten Sharing ging leider nicht alles gut. Die Kontaktaufnahme gestaltete sich ähnlich nett und so wurde ein Termin zur Übergabe ausgemacht. Das Fahrzeug wurde von FR bis MO überlassen und war somit auch für diesen Zeitraum zu bezahlen, bzw. für diese Zeit eine extra Vollkaskoversicherung durch den Mieter abzuschliessen (funktioniert über die carsharing247.com Plattform). Der Mieter jedoch brachte das Auto schon am Montag Vormittag zurück, jedoch nicht vollgetankt wie vereinbart sondern nur 3/4 voll. Er hatte gedacht, er stellt das Auto einfach bei mir zu Hause ab und wirft mir den Schlüssel in den Postkasten, sozusagen keine normale Fahrzeugrückgabe wie es vereinbart war. Des Weiteren hatte er sein Handy verloren, womit die Kommunikation nur über E-Mail funktionierte. Er erklärte mir später am Telefon, dass er dachte, wenn er das Auto früher zurückbringt und dafür im Voraus bezahlt habe, müsste er das Auto um den Preis nicht volltanken. Zudem kam auch noch ein kleiner Anfahrschaden an meiner rechten vorderen Felge dazu. Laut der Aussage des Mieters habe er keinen Randstein touschiert oder ähnliches. Nun steht natürlich Aussage gegen Aussage, wobei ich meinen Fahrzeugzustand sehr gut kenne und zum Zeitpunkt der Übergabe kannte. Ebenso aus unerfindlichen Gründe war der Überlassungsvertrag verschwunden, dem ich der Mappe beifügte, die sich im Fahrzeug befand. Aus rechtlicher Sicht keine gute Ausgangssituation um im Streitfall einen Beweis vorlegen zu können. Das war leider keine gute Erfahrung, aber es zeigt wie weit mein Vertrauen (bisher) geht.
Nach der nicht so guten Erfahrung mit dem Mieter habe ich mein Fahrzeug aber dennoch anderen Personen zu Verfügung gestellt und alles verlief positiv und problemlos. Ein paar Tipps von mir als Carsharer an Carsharer:
- Überlegt euch eine Kaution einzuheben, damit sollte der Mieter wie vereinbart das Auto zurückbringen.
- Legt am besten schriftlich fest wie Rückgabe des Autos zu erfolgen hat (Vollgetankt, gereinigt etc.)
- Sicher ist sicher, die Überlassungsvereinbarung ist ein Vertrag, der rechtliche Gültigkeit besitzt (freie Vertragsgestaltung in Österreich). Verwahrt diese gut auf.
- Klärt immer ob der Mieter/Mitfahrer Nichtraucher oder Raucher ist. Nachdem ich Nichtraucher bin, vermiete ich mein Fahrzeug an keine Raucher.
- Die Infocard vom Carsharing247 ist ziemlich hilfreich beim Einsteig für Mieter und Vermieter, siehe Link.
- Meldet euch bei Problemen beim Carsharing direkt bei carsharing247.com, die Plattformbetreuer sind bemüht euch weiterzuhelfen.
Fazit
Das Thema Shareconomy ist seit dem Carsharing ein fixer Bestandteil in meinen Leben, da ich mir denke, dass sehr sehr viele Autos eigentlich grossteils herumstehen und ungenutzt an Wert verlieren. Ob ich mal das foodsharing ausprobiere oder mal ein Flugzeug für eine weitere Strecke nehme (Mitflug Börse) kann ich jetzt noch nicht sagen. Jedenfalls ist die Idee Dinge zu teilen und anderen zur Verfügung zu stellen sehr spannend und wird in Zukunft ein interessanter Aspekt sein, wie wir Dinge gemeinschaftlich nutzen.